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Drüsentaube 

Drüsentaube (Columba carunculata Temminck)

Dies ist eine weitere von zahlreichen mysteriösen Vogelarten, die nur anhand von zeitgenössischen Beschreibungen und den dazugehörigen Darstellungen bekannt sind.

Depiction from: ‘Friedrich Treitschke: Naturgeschichte der Tauben, nach Prideaux Selby. Naturgeschichtliches Cabinet des Thierreiches VII. Pesth 1839’

(public domain)

Die Originalbeschreibung stammt aus dem Jahr 1809 und ist mir nicht zugänglich, daher greife ich auf eine Beschreibung aus dem Jahr 1839 zurück, die sogar in deutscher Sprache verfasst wurde.:

Von allen bis jetzt bekannten Tauben verbindet sich nach Temminck keine so enge wie diese mit den eigentlichen Hühnern, sowohl in der äußeren Erscheinung als in Gewohnheiten und Lebensweise, und auffallend dahin deutend ist gleich beim ersten Anblick das fleischige, drüsenartige Gehänge, wie wir solches and unserem Haushahn sehen. Die Drüsentaube ist wieder in Südafrika heimisch; sie wurde von Le Vaillant zuerst in der Gegend von Numaqua [Namibia] entdeckt, und folgenden näheren Bericht hat dieser thätige, gelehrte Naturforscher darüber in seinem schönen Werke: “Ueber die afrikanischen Vögel” ertheilt.
“Ihr Zusammengehören mit den Tauben … erkennt man zuerst an der Form des Schnabels, der genau mit diesen übereinstimmt, dann in den Eigenschaften und der Lage des Gefieders; sehr verschieden ist sie aber durch den rothen, nackten, fleischigen Auswuchs am Halse, dann durch die längeren Füße, einen runden plumpen Leib, durch das abhängige Tragen des Schwanzes, ungefähr wie beim Repphuhne, und endlich durch ihre mehr gerundeten Flügel, alles sonstige Kennzeichen der Hühnerarten, so daß sie am besten zwischen diesen und den Tauben zur Verbindung Beider steht. Sie baut ihr Nest in leichte Gruben auf der Erde aus dünnen Zweigen und dürren Halmen; das Weibchen legt sechs bis acht röthlich weiße Eier, die wechselnd von ihm und dem Männchen gebrütet werden. Die Jungen haben nach dem Auskriechen eine Bekleidung von röthlich grauem Flaume, laufen sogleich den Eltern nach, die sie fortdauernd durch einen sonderbaren Ruf zusammenhalten und mit ausgebreiteten Flügeln vor der kalten Nachtluft schützen. Ihre erste Nahrung besteht aus Ameiseneiern, kleinen Insecten und Würmern, welche von den Eltern ausgesucht und ihnen überlassen werden. Bei zunehmender Größe müssen sie selbst für sich sorgen, dann sind ihnen Getreide, Samenkörner, Beeren und Insecten willkommen. Sie bleiben, wie die Repphühner, in Flügen beisammen und trennen sich nur paarweise um die Brütezeit.”
In der Größe gleicht die Drüsentaube unserer gewöhnlichen Turteltaube, nur ist der Rumpf dicker und runder. Die Basis des Schnabels und der Vorderkopf werden von einer nackten, lebhaft rothen Haut überzogen, und am Halse hängt eine gleichfarbige Substanz, die sich zu beiden Seiten gegen die Ohren zieht. Kopf, Hals und Brust sind purpurgrau, Mantel, Achseln und Flügeldecken bleichgrau die Federn weiß gesäumt. Der Bauch, der hintere und Ober- und Untertheil der Schwanzfedern, so wie die Seiten unter den Flügeln, sind rein weiß. Der Schwanz kurz, abgerundet, die Federn tief rothbraun, mit Ausnahme der ersten Feder auf jeder Seite, deren äußere Fahne weiß ist. Der Schnabel zeigt sich an der Wurzel röthlich, gegen die Spitze schwarz. Die Füße sind purpurroth, mit sechseckigen Schuppen. Die Iris hat einen doppelten, inwendig gelben, auswendig rothen Kreis. Das Weibchen gleicht dem Männchen in der Lage des Gefieders, aber die Färbung desselben ist trüber und der Hals nicht, wie dort, behängt.
” [1]

Interessant sind die Hinweise auf die Küken der ‘Art’, die hier als Nestflüchter beschrieben werden, welche gleich nach dem Schlüpfen herumlaufen und von den Erwachsenen mit Insektennahrung versorgt werden – tatsächlich sind sämtliche Taubenarten Nesthocker und werden obendrein vom Weibchen mit so genannter Kropfmilch gefüttert ….

Depiction from: ‘Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Temminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843’

(public domain)

Die Drüsentaube gilt heute als eine der vielen frei erfundenen Vogelarten, die vor allem im frühen- bis mittleren 19. Jahrhundert in der Literatur sowie in Sammlungen seltener (aus Einzelteilen diverser Vögel zusammengebastelter) Vogelpräparate auftauchen.:

Columba Carunculata Temminck, 1809: 19, pl. 11 is not applicable, artefact. 
The name was based on an artefact. Temminck (1809) referred to a single specimen in the collection of Levaillant.
” [2]

Übersetzung:

Columba Carunculata Temminck, 1809: 19, Taf. 11 ist nicht zuordenbar, Artefakt.
Der Name basierte auf einem Artefakt. Temminck (1809) verwies auf ein einziges Exemplar in der Sammlung von Levaillant.


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Quellen:

[1] Friedrich Treitschke: Naturgeschichte der Tauben, nach Prideaux Selby. Naturgeschichtliches Cabinet des Thierreiches VII. Pesth 1839
[2] Steven D. van der Mije; Pepijn Kamminga; René W. R. J. Dekker: Type specimens of non-passerines in Naturalis Biodiversity Center (Animalia, Aves). Zookeys 1155: 1-311. 2023

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edited: 19.04.2024

Karmesintaube

Karmesintaube (Columba rosea Miller & Shaw)

Unter all dem schönen Hausgeflügel, welches uns Indien geliefert hat, ist die köstliche Karmesintaube gewiss der prächtigste Vogel. Sie ist eine Haustaube, und ohngefähr so gross wie die unsrigen. Ihr Gefieder ist hauptsächlich ein glänzendes Karmesin, welches sich an mehreren Stellen in ein schönes Rosenroth verläuft. Die Kehle, Scheitel, Augenkreise und Spitzen der Flügelfedern sind weiss, die Schwung- und Schwanzfedern aber braun. Die Ostindier halten diese prächtige Taube häufig für ihre schönen Hühnerhöfe.

Dieser Text stammt aus einem Kinderbuch und behandelt eine der eigenartigsten mysteriösen Vogelformen überhaupt; tatsächlich taucht ihr Name immer einmal wieder in Auflistungen ausgestorbener Vogelarten auf – trotzdem hat sie jedoch wohl nie existiert.

Im 18. Jahrhundert war es keinesfalls selten in diversen wissenschaftlichen Schriften, und zwar nicht nur solchen für Kinder, allerlei ausgedachtes, mehr oder weniger fantastisch anmutendes unterzubringen um die geneigte Leserschaft angemessen zu unterhalten, darunter eben auch komplett ausgedachte Tierarten.

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Darstellung aus: ‘George Shaw: Cimelia Physica: Figures of rare and curious quadrupeds, birds, etc., together with several of the most elegant plants, engraved and coloured by J. F. Miller: with descriptions by G. Shaw. 1796’

(public domain)

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Quellen:

[1] F. J. Bertuch: Bilderbuch Für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1802
[2] Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843
[3] Julian P. Hume: Extinct Birds. Bloomsbury Natural History; 2nd edition 2017

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bearbeitet: 22.03.2021

Colombe a Moustache / San Domingo-Taube

San Domingo-Taube (Columba dominicensis Latham)

Cette jolie espèce, dont Buffon a donné le premier une figure très exacte, habite, avec l’espèce du précédent article, les contrées méridionales du nouveau continent. Nous ne connoissons de cette Colombe que l’extérieur, dont nous donnerons une description succincte. La longueur totale de la Colombe à Moustache est de onze pouces; la queue est moins longue que dans les espèces dont nous venons de parler; elle est cependant à pennes d’inégale longueur, et présente la forme d’un cône. Le front et la région des yeux sont blancs; la gorge l’est aussi. Cette couleur se dirige sur une partie des côtés du cou, et se joint sur la nuque. Sur le haut de la tête est une large bande transversale noire, qui semble la partager en deux parties. De la base du bec se dirige, en passant sous les yeux, une moustache noire qui s’élargit vers son extrémité, et dont les plumes recouvrent l’orifice des oreilles: un large collier noir entoure le cou vers le milieu de sa longueur. La poitrine est de couleur vineuse; mais vers les parties latérales il y a des plumes pourprées à reflets métalliques: toutes les parties supérieures sont d’un brun-terreux. Sur les plumes scapulaires et les grandes couvertures sont quelques taches noires. Les rémiges sont noirâtres, bordées extérieurement de gris-blanc. Le ventre est brun-cendré; les pennes de la queue sont grises; toutes, excepté les deux du milieu, ont leur extrémité blanche: le bec est noir, et les pieds sont rougeâtres.  
On trouve l’espèce à Saint-Domingue, et probablement aussi dans les autres parties de l’Amérique méridionale situées sous le même degré. Nous présumons que l’individu figuré par nous à cet article est le mâle de l’espèce: nous ne saurions cependant raffirmer. Le seul individu que nous ayons eu occasion de voir faisoit autrefois partie du Muséum Leverian, à Londres.
” [1]

Übersetzung:

Diese hübsche Art, von der Buffon als erster eine sehr genaue Abbildung lieferte, lebt zusammen mit der Art im vorherigen Artikel in den südlichen Regionen des neuen Kontinents. Wir kennen von dieser Taube nur das Äußere, von dem wir eine kurze Beschreibung geben werden. Die Gesamtlänge der Schnurrbarttaube beträgt elf Zoll [ca. 28 cm];der Schwanz ist kürzer als bei der gerade erwähnten Art; er besitzt jedoch Federn von ungleicher Länge und hat die Form eines Kegels. Stirn und Augenpartie sind weiß; der Hals auch. Diese Farbe verläuft an einem Teil der Seiten des Halses und verbindet sich im Nacken. Auf der Oberseite des Kopfes befindet sich ein breites schwarzes Querband, das ihn in zwei Teile zu teilen scheint. Von der Basis des Schnabels verläuft unter den Augen ein schwarzer Schnurrbart, der sich zum Ende hin erweitert und dessen Federn die Öffnung der Ohren bedecken: Ein großer schwarzer Kragen umgibt den Hals zur Mitte seiner Länge. Die Brust hat eine weinrote Farbe; aber zu den Seiten hin gibt es lila Federn mit metallischem Schimmer: Alle oberen Teile sind erdbraun. Auf den Schulter- und den größeren Flügeldecken befinden sich einige schwarze Flecken. Die Flugfedern sind schwärzlich und außen grauweiß eingefasst. Der Bauch ist aschbraun, die Schwanzfedern sind grau; Alle außer den beiden in der Mitte haben weiße Spitzen: Der Schnabel ist schwarz und die Füße rötlich. 
Die Art kommt in Santo Domingo
 [Haiti/Hispaniola] und wahrscheinlich auch in anderen Teilen Südamerikas unter dem gleichen Grad vor. Wir gehen davon aus, dass das von uns in diesem Artikel vorgestellte Individuum das Männchen der Art ist. Dies können wir jedoch nicht bestätigen. Das einzige Individuum, das wir sehen konnten, war früher Teil des Leverian Museum in London.

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Diese ‘Art’ ist ursprünglich anhand einer Darstellung aus dem Jahr 1771bekannt, die dann wiederum als Vorlage für eine Beschreibung durch John Latham im Jahr 1790 diente und eben offenbar auch der oben wiedergegebenen aus dem 19. Jahrhundert. [2]

Interessant finde ich allerdings die Aussage der Autoren (Temminck und Knip) ein Exemplar gesehen haben zu wollen, das vormals Bestandteil der ehemaligen Leverianischen Sammlung in Leicester House in Westminster, London gewesen sein soll; außerdem fällt beim Lesen der Beschreibung auf, dass sie nicht so ganz zu der dazugehörigen Darstellung passen möchte.

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Darstellung aus: Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843

(public domain)

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Quellen:

[1] Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843
[2] Julian P. Hume: Extinct Birds. Bloomsbury Natural History; 2nd edition 2017

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bearbeitet: 22.03.2021

Columbe Azurée / Azurtaube

Azurtaube (Columba dorsocaerulea Temminck & Knip)

Toutes les parties supérieures de cette jolie Colombe étant d’une brillante et vive couleur d’azur, nous en avons tiré son signalement spécifique. On nous a assuré que l’espèce habite au Bengale; ce dont nous ne saurions cependant garantir l’authenticité.
La longueur totale de la Colombe azurée est de neuf pouces; ses ailes atteignent à la moitié de la longueur de la queue, qui est arrondie.
Un bleu céleste ou couleur de turquoise orientale est répandu sur les parties supérieures; les joues et la gorge sont d’un blanc pur. On remarque sur le devant du cou et de la poitrine des teintes d’un brun fauve, nuancé d’un ton vineux; le ventre et l’abdomen sont blanchâtres; les pieds et le cercle nu qui enture les yeux sont rouges; la base du bec est rougèatre, mais la ointe est d’un blanc jaunâtre.
Un individu de cette belle espèce faisoit partie du cabinet de M. Holthuysen, à Amsterdam.
” [1]

Übersetzung:

Alle oberen Teile dieser hübschen Taube haben eine brillante und lebendige azurblaue Farbe, wir haben daraus ihre spezifische Beschreibung gezogen. Uns wurde versichert, dass die Art in Bengalen lebt, wir können jedoch die Echtheit nicht garantieren. 
Die Gesamtlänge der Azurtaube beträgt 9 Zoll 
[ca. 23 cm]; ihre Flügel erreichen die halbe Länge des Schwanzes, der abgerundet ist. 
Ein himmlisches Blau oder orientalisches Türkis ist auf den oberen Teilen verteilt; die Wangen und der Hals sind rein weiß. Man bemerkt auf der Vorderseite des Halses und auf der Brust ein Rehbraun, nuanciert mit einem weinroten Ton; die Brust und der Bauch sind weißlich; die Füße und der nackte Ring um die Augen sind rot; die Basis des Schnabels ist rötlich, aber die Schnabelspitze ist gelblich weiß. 
Ein Individuum dieser schönen Art befand sich im Kabinett von Herrn Holthuysen in Amsterdam.

Ich kann nicht wirklich sagen, was ich mit diesem Vogel anfangen soll, mit ziemlicher Sicherheit stammt er nicht aus Bengalen (im Nordosten Indiens) und mit ebenso ziemlicher Sicherheit handelt es sich bei dem (einzigen existierenden?) Exemplar im Kabinett des Herrn Holthuysen in Amsterdam um eine der damals nicht unüblichen gefälschten Stopfpräparate, die, wenn sie besonders gelungen waren, für durchaus nicht wenig Geld an interessierte Sammler seltener Schätze gebracht wurden.

Doch, da jenes Originalexemplar nicht mehr existiert, handelte es sich hierbei um eine gewöhnliche, eingefärbte Taube oder um einen vollkommen anderen Vogel, dem ein Taubenköpfchen aufgesetzt wurde? Dies werden wir wahrscheinlich nie erfahren.

Darstellung aus: Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843

(public domain)

Es existieren auch Versionen dieses Gemäldes auf denen die weinroten Gefiederbereiche komplett grau und die Beine sehr blass, fast weißlich gefärbt sind. 

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Quelle:

[1] Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843

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bearbeitet: 21.03.2021

Ohrentaube

Ohrentaube (Columba auricularis Temminck & Knip)

Erst kürzlich, also heute (10.03.2020), habe ich zum ersten Mal von dieser Taube gehört, was ist über diesen Vogel bekannt?

Darstellung aus: ‘Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843’

(public domain)

Nun, lesen wir (einen Teil) der Beschreibung.:

Nous avons vu une variété entièrement blanche qui n’avoit du noir que sur la queue; d autres avoient le plumage plus ou moins marqué de taches grises et noires : ces derniers nous ont paru être de jeunes oiseaux. Les pieds sont constamment d’un beau rouge, et le bec est noir.
Nous présumons que l’Oricou habite les îles de la mer Pacifique, c’est du moins par des vaisseaux venant de ces parages que quelques individus ont été rapportés en Angleterre. Le Pigeon qui a servi de modèle à notre planche coloriée est déposé dans le cabinet de M. Raye de Breukelerwaert à Amsterdam. Cet amateur possède aussi la variété de cette espèce, dont les ailes sont entièrement blanches.” [1]

Übersetzung:

Wir sahen eine völlig weiße Form, die nur am Schwanz schwarz war; andere hatten ein mehr oder weniger ausgeprägtes Gefieder mit grauen und schwarzen Flecken: Dies schienen uns junge Vögel zu sein. Die Füße sind durchgehend schön rot und der Schnabel ist schwarz.
Wir gehen davon aus, dass der Oricou auf den Inseln des Pazifischen Ozeans lebt, es wurden jedoch weniger Exemplare von Schiffen aus diesen Gebieten als in England gemeldet. Die Taube, die als Modell für unsere Farbtafel diente, befindet sich im Kabinett von Herrn Raye de Breukelerwaert in Amsterdam. Dieser Amateur hat auch eine Variante dieser Art, deren Flügel völlig weiß sind.


Die Beschreibung basiert eindeutig auf einem ausgestopften Exemplar, und der erste und der letzte Satz sind besonders interessant … aus Gründen … 

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Der Vogel wird auch in einem anderen Werk erwähnt.:

Note. – The Columba auricularis, Temm. Pig. t. 20,

is said to inhabit some of the islands of the Pacific Ocean; and others have more particularly given the Friendly Islands 
[Tonga] as the abode of this bird; but it is only an artificial production of some ingenious bird-preserver.” [2]

Übersetzung: 

Anmerkung. – Die Columba auricularis, Temm. Pig. t. 20, 
… 
soll einige der Inseln des Pazifischen Ozeans bewohnen; und andere haben insbesondere die Freundschaftsinseln [Tonga] als Wohnsitz dieses Vogels angegeben; aber es ist nur ein Kunstwerk eines genialen Präperators
.“ [2] 

Ah, da ist es: Das Colombe Oricou war offenbar eine der vielen erfundenen Tierarten, die in Museums- und Privatsammlungen auf der ganzen Welt aufbewahrt, von äußerst talentierten Präparatoren hergestellt und als äußerst seltene Exemplare zu höchsten Preisen verkauft wurden – eine Praxis die früher durchaus üblich war. 

*** 

Bleibt nur noch die Frage: Um welche Vögel handelt es sich hier? Der Körper könnte der einer gewöhnlichen Wildtaube gewesen sein, und die nackten Teile könnten tatsächlich nur gerupft und nachträglich bemalt worden sein. 

Das ist auch schon alles.

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Ein kleines Update hierzu.:

Und … zum Beweis, dass es von dieser frei erfundenen Vogelarten tatsächlich mindestens ein Präparat gegeben hat ….:

Photo: Naturalis Biodiversity Center
https://www.naturalis.nl
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

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Quellen:

[1] Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843
[2] George Robert Gray: Catalogue of the birds of the tropical islands of the Pacific Ocean in the collection of the British Museum. London: printed by order of the Trustees 1859

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edited: 19.04.2024