Karmesintaube (Columba rosea Miller & Shaw)
“Unter all dem schönen Hausgeflügel, welches uns Indien geliefert hat, ist die köstliche Karmesintaube gewiss der prächtigste Vogel. Sie ist eine Haustaube, und ohngefähr so gross wie die unsrigen. Ihr Gefieder ist hauptsächlich ein glänzendes Karmesin, welches sich an mehreren Stellen in ein schönes Rosenroth verläuft. Die Kehle, Scheitel, Augenkreise und Spitzen der Flügelfedern sind weiss, die Schwung- und Schwanzfedern aber braun. Die Ostindier halten diese prächtige Taube häufig für ihre schönen Hühnerhöfe.“
Dieser Text stammt aus einem Kinderbuch und behandelt eine der eigenartigsten mysteriösen Vogelformen überhaupt; tatsächlich taucht ihr Name immer einmal wieder in Auflistungen ausgestorbener Vogelarten auf – trotzdem hat sie jedoch wohl nie existiert.
Im 18. Jahrhundert war es keinesfalls selten in diversen wissenschaftlichen Schriften, und zwar nicht nur solchen für Kinder, allerlei ausgedachtes, mehr oder weniger fantastisch anmutendes unterzubringen um die geneigte Leserschaft angemessen zu unterhalten, darunter eben auch komplett ausgedachte Tierarten.
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Quellen:
[1] F. J. Bertuch: Bilderbuch Für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten und allerhand andern unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften; alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen, und mit einer kurzen wissenschaftlichen, und den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1802
[2] Pauline Knip: Les pigeons, par Madame Knip, née Pauline de Courcelles, le texte par C. J. Themminck. Paris: chez Mme. Knip 1838-1843
[3] Julian P. Hume: Extinct Birds. Bloomsbury Natural History; 2nd edition 2017
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bearbeitet: 22.03.2021