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Earero bauo / Nauru-Ralle

Nauru-Ralle (Gallirallus sp.)

Nauru; die gesamte Insel war einst mit einem Substrat bedeckt, das zu großen Teilen aus Guano bestand, und vollkommen bewaldet.

Heute sieht sie so aus, eine raue und trostlose Karstlandschaft, die nicht natürlichen Ursprungs ist sondern menschgemacht.:

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Foto: Image courtesy of the U.S. Department of Energy Atmospheric Radiation Measurement (ARM) user facility

(public domain)

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Es gibt auch Vögel auf Nauru, wie Fregattvogel, schwarze Seeschwalbe, weiße Seeschwalbe, Regenpfeifer, Brachvogel, Möve, Schnepfe, Uferläufer, Ralle, Lachmöve und Rohrdrossel.” [1]  

Die Vogelwelt ist nach Zahl und Art reicher. Der Fregattvogel (Tachypetes aquila), itsi, die schwarze Seeschwalbe (Anous), doror, die weiße Seeschwalbe (Gygis), dagiagia, werden als Haustiere gehalten; der erste galt früher als heiliger Vogel, mit den beiden anderen werden Kampfspiele veranstaltet. Am Strande trifft man den Steinwälzer (Strepsilas interpres), dagiduba, den Regenpfeifer (Numenius), den Uferläufer (Tringoides), ibibito, die Schnepfe, ikirer, den Brachvogel ikiuoi, den Strandreiter iuji, die Ralleearero bauo und zwei Möwenarten (Sterna), igogora und ederakui. Im Busche beobachtet man an den Blüten der Kokospalme den kleinen Honigsauger raigide, die Rohrdrossel (Calamoherpe syrinx), itirir und den Fliegenschnäpper (Rhipidura), temarubi.” [1]  

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Diese beiden knappen Aufzählungen sind alles was von der ehemaligen Existenz einer Rallenart auf der Insel Nauru kündigt, und offiziell wird dieser Bericht denn auch als nicht vertrauenswürdig abgetan [3], dabei ist gerade das ehemalige Vorkommen einer Rallenart auf Nauru geradezu zweifelsfrei sicher.

Die Familie der Rallen ist führend im Besiedeln selbst der entlegensten Inseln, und anhand von archäologischen und paläontologischen Ausgrabungen ist heute bekannt, dass es innerhalb von Mikronesien weitaus mehr Rallenarten gab als die wenigen, die bis ins 20. Jahrhundert überlebt haben (in der Gattung Gallirallus sind dies genau zwei, die Guam-Ralle (Gallirallus owstoni (Rothschild)) und die Wake-Ralle (Gallirallus wakensis (Rothschild))). [2]

Das Vorkommen einer solchen endemischen Form auf Nauru ist daher geradezu absolut sicher.

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Quellen:

[1] Paul Hambruch: Nauru. Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-1910. II. Ethnographie: B. Mikronesien, Band 1.1 Halbband. Hamburg, Friedrichsen 1914 
[2] David W. Steadman: Extinction and Biogeography of Tropical Pacific Birds. University of Chicago Press 2006 
[3] Donald W. Buden: The birds of Nauru. Notornis 55: 8-19. 2008

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bearbeitet: 20.03.2021

Temarubi / Nauru-Fächerschwanz

Nauru-Fächerschwanz (Rhipidura sp.)

Mikronesien beherbergt heute noch drei Arten von Fächerschwänzen, den Pohnpei-Fächerschwanz (Rhipidura kubaryi Finsch), den Palau-Fächerschwanz (Rhipidura lepida Hartlaub & Finsch) sowie den Fuchsfächerschwanz (Rhipidura rufifrons (Latham)), der mit einigen Unterarten die Marianen bewohnt.

Es mag vormals durchaus mehr Formen gegeben haben ….

Der einzige Hinweis auf des ehemalige Vorkommen einer Fächerschwanzart auf der isolierten Insel Nauru ist der Bericht des Ethnologen Paul Hambruch aus dem Jahr 1910, der wiederum Erzählungen aufgeschrieben hat, die ihm von einem Einheimischen der Insel erzählt wurden.:

Die Vogelwelt ist nach Zahl und Art reicher. Der Fregattvogel (Tachypetes aquila), itsi, die schwarze Seeschwalbe (Anous), doror, die weiße Seeschwalbe (Gygis), dagiagia, werden als Haustiere gehalten; der erste galt früher als heiliger Vogel, mit den beiden anderen werden Kampfspiele veranstaltet. Am Strande trifft man den Steinwälzer (Strepsilas interpres), dagiduba, den Regenpfeifer (Numenius), den Uferläufer (Tringoides), ibibito, die Schnepfe, ikirer, den Brachvogel ikiuoi, den Strandreiter iuji, die Ralle, earero bauo und zwei Möwenarten (Sterna), igogora und ederakui. Im Busche beobachtet man an den Blüten der Kokospalme den kleinen Honigsauger raigide, die Rohrdrossel (Calamoherpe syrinx), itirir und den Fliegenschnäpper (Rhipidura), temarubi.” [1]  

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Dieser Bericht wird offiziell als unwahrscheinlich abgelehnt [3], was ich persönlich nicht verstehe, denn er erscheint mir durchaus zuverlässig, selbst wenn es die dort aufgezählten Vögel zu der Zeit bereits nicht mehr gegeben haben sollte, so können die Überlieferungen durchaus länger überdauert haben.

Das Foto zeigt den Pohnpei-Fächerschwanz von der gleichnamigen Insel.

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Es ist erstaunlich, dass auch die Inseln Chuuk und Yap offenbar keine einheimischen Fächerschwanzarten beherbergen – hier geht man für gewöhnlich oft davon aus, dass es solche Arten durchaus vormals gegeben haben dürfte, dass sie aber schon bald nach der Besiedlung durch Menschen ausgestorben sind. [2]

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Foto: thibaudaronson
https://www.inaturalist.org/people/thibaudaronson

(under creative commons license (4.0))
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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Quellen:

[1] Paul Hambruch: Nauru. Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-1910. II. Ethnographie: B. Mikronesien, Band 1.1 Halbband. Hamburg, Friedrichsen 1914
[2] David W. Steadman: Extinction and Biogeography of Tropical Pacific Birds. University of Chicago Press 2006
[3] Donald W. Buden: The birds of Nauru. Notornis 55: 8-19. 2008

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bearbeitet: 20.03.2021

Raigide / Nauru-Honigfresser

Nauru-Honigfresser (Myzomela sp.)

Diese Art (oder Unterart) mag auf der Insel Nauru vorgekommen sein, sie wird allerdings offenbar in nur einem einzigen Bericht erwähnt, und dabei handelt es sich um Erzählungen aus zweiter Hand.

Paul Hambruch, der Enthnologe der zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Leben der Einwohner der Insel Nauru erforschte erwähnt in seinem Bericht Geschichten, die ihm von einem Einheimischen namens Auuiyeda erzählt wurden und in denen unter anderem auch von den einheimischen Vögeln die Rede ist.:

Die Vogelwelt ist nach Zahl und Art reicher. Der Fregattvogel (Tachypetes aquila), itsi, die schwarze Seeschwalbe (Anous), doror, die weiße Seeschwalbe (Gygis), dagiagia, werden als Haustiere gehalten; der erste galt früher als heiliger Vogel, mit den beiden anderen werden Kampfspiele veranstaltet. Am Strande trifft man den Steinwälzer (Strepsilas interpres), dagiduba, den Regenpfeifer (Numenius), den Uferläufer (Tringoides), ibibito, die Schnepfe, ikirer, den Brachvogel ikiuoi, den Strandreiter iuji, die Ralle, earero bauo und zwei Möwenarten (Sterna), igogora und ederakui. Im Busche beobachtet man an den Blüten der Kokospalme den kleinen Honigsauger raigide, die Rohrdrossel (Calamoherpe syrinx), itirir und den Fliegenschnäpper (Rhipidura), temarubi.” [1]  

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Seltsamerweise gilt der Bericht als unglaubwürdig [2], was ich persönlich überhaupt nicht verstehe, denn die drei hier genannten Vogelformen (eine Ralle, ein Honigfresser und ein Fächerschwanz) sind sehr wohl aus Mikronesien bekannt und kommen bzw. kamen auf etlichen der Inseln vor.

Im Falle dieses Honigfressers mag es sich, der doch recht isolierten Lage Naurus entsprechend, um eine eigenständige Art gehandelt haben oder aber um eine Unterart des Mikronesischen Honigfressers (Myzomela rubratra (Lesson)) (siehe Foto), der in Mikronesien mit vier Unterarten verbreitet und dort eigentlich auch überall recht häufig ist. 

Der Nauru-Honigfresser verschwand vermutlich aufgrund von Bejagung (der roten Federn wegen aber auch weil diese Vögel in ihrer Heimat als Delikatesse gelten) sowie in Folge der nahezu kompletten Zerstörung der Vegetation durch den massiven Guano/Phosphat-Abbau, der auf Nauru stattfand.

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Foto: thibaudaronson
https://www.inaturalist.org/people/thibaudaronson

(under creative commons license (4.0))
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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Quellen:

[1] Paul Hambruch: Nauru. Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-1910. II. Ethnographie: B. Mikronesien, Band 1.1 Halbband. Hamburg, Friedrichsen 1914
[2] Donald W. Buden: The birds of Nauru. Notornis 55: 8-19. 2008

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bearbeitet: 20.03.2021